Freitag, 4. September 2009

Sechs Monate sind um ...

... und die Koffer sind wieder gepackt ...

Die Zeit verging wie im Flug, ebenso wie seit meinem letzten Eintrag hier!

Das dies trotzdem jemand liest, freut mich umso mehr.

Heute Abend noch die abschließende Präsentation meiner bei weitem nicht abgeschlossenen Diplomarbeit und morgen Früh gehts Richtung Flughafen. Nein, nicht um nachhause zu kommen, sondern um Teil I der Brasilienrundreise zu starten.

Teil I = Erste Woche. Team: DaWulf und Vienna T.
Was erwartet uns? Viel! Soviel steht fest!

Plan: Foz do Iguacu, Bonito, Pantanal.
Gleichbedeutend mit dreimal Nachtbus. Aber wie soll man sich auch sonst die mühsame Unterkunftssuche ersparen?

Wenn möglich gibts hier ab und zu ein Update ...
man wird sehen ...

Nichts jedoch geht über persönliche Erzählungen ...

In diesem Sinne danke für die Aufmerksamkeit!

Sonntag, 12. Juli 2009

Parque Nacional do Itatiaia

Am Donnerstag gings in den Itatiaia Nationalpark im "Drei-Ländereck" zwischen São Paulo, Rio de Janeiro und Minas Gerais. Der älteste Nationalpark Brasiliens.
Abfahrt 4:30 Uhr. Doch wie immer hat sich das frühe Aufstehen gelohnt.
Erwartet hat uns das Mantiqueira-Gebirge mit knapp 2800 Meter hohen Gipfeln und einem Hauch von Winter ...

letzte Vorbereitungen


eingepackt


Sonne vs. Nebel


doch noch ist die Vegetation dicht


Expedition Itatiaia


Picknick mit Aussicht


das Etappenziel


Gänsemarsch


sicher am Ziel


Weite


ins Land einischaun


Expeditionsführer Carlão


Agulhas Negras (2787m)


nicht nur in Rumänien kann man schön zelten


Andenken

Sonntag, 5. Juli 2009

Festa Junina

Ein Fest, das angeblich dazu dient sich über die Caipira (Landbevölkerung) lustig zu machen ...

Zum Essen gabs natürlich auch allerhand: Cachorro Quente (Hot Dog), Milho Verde (Maiskolben), Bolinho Caipira (Fleisch in Maisteig), Pipoca (Popcorn), ...

Caipira


"Brasilianische" Countrymusik


Quadrilha I


Quadrilha II


das Hochzeitspärchen


Feuerwerk


...

Maratona do Rio 2009

Es beginnt alles mit einem Gespräch mit dem Chef des ArtHostels in Rio. Es gibt ein Konzert heute. Mit Poesie und Gesang und anschließender Party. Höchstens bis um Eins, meint er.

Nach viel zu langem Sightseeing schaffe ich es gegen 23 Uhr ins Bett. Die Party ist nicht zu überhören. Bis um Mitternacht. Dann beginnt es zu regnen. Ein Gewitter, das das Hostel erschüttert und dank des Wellblechdachs vor meinem Fenster an Lautstärke gewinnt. Nach einer geschätzten Stunde ist der Spuk vorbei, die Partycrew kehrt zurück. Gott sei Dank überwiegt mittlerweile die Müdigkeit ...

3:45 Uhr. Der Wecker läutet. Die Nacht war kurz, doch sofort wird jeglicher Gedanken ans Liegenbleiben durch Vorfreude verdrängt.
Frühstück und letzte Vorbereitungen.

Um 4:45 Uhr treffe ich einen Hostelkollegen zum gemeinsamen Gang zum Start, bzw. zum Bus, der die Marathonläufer zum Start bringt. Unterwegs noch ein Stop in einer Saftbar um Vitamine zu tanken.

Eine Stunde dauert die Busfahrt. Ganz schön weit denke ich mir, aber gut. Von der Gegend sehen wir nichts, ist ja noch stockdunkel. Einige nicken wieder ein und auch mir fällt es nicht leicht die Augen offenzuhalten ...

Gegen 6:30 Uhr Ankunft am Start bzw. am Strand. Langsam wirds hell. Einige Surfer werfen sich wagemutig in die Wellen und zeigen ihr Können, ansonsten tut sich nicht viel. Was macht man auch eineinhalb Stunden bis zum Start? Zum Beispiel bei den "Toiletten" anstellen. Ein erstes Kennenlernen der Organisation: 20 dixi-häusl für rund 2200 Läufer. Da ist schon so manches unentspanntes Gesicht zu sehen.

Hinter mir vernehme ich plötzlich eine bekannte Sprache. Zwar nicht deutsch, aber trotzdem halbwegs verständlich. Ein schwedisches Pärchen. Unsere kurze, schwindliche, schwedische Konversation wird jedoch abrupt durch ein freundliches „próximo“ (übrigens mein portugiesisches Lieblingswort) unterbrochen ...

Ich laufe noch den Strand entlang, ein bisschen umschauen. Meinen Hostelkollegen habe ich mittlerweile verloren, dafür noch jemanden aus São José getroffen, der sich vorgenommen hat 2:28 zu laufen, schlussendlich aber in 2:33 19. wird …

Meine Zielsetzung ist nicht ganz so hochgesteckt, mit 3:30 aber durchaus realistisch, denke ich. Ich habe zwar nur acht Wochen trainiert, aber über 400 Trainingskilometer und der Testhalbmarathon vor drei Wochen in 1:36 stimmen mich sehr zuversichtlich.

8:00 Uhr: Der Start verläuft gut. Das Bewusstsein nicht zu schnell zu beginnen, ist vorhanden. Die ersten 5km werden genau nach Plan zurückgelegt und auch bei Kilometer 10 stimmt der Blick auf die Uhr (49min). Zwar ein bisschen schneller als die mir selbst vorgeschriebenen 5 min/km auf der ersten Hälfte, aber gut.

Früher als gedacht komme ich in die angenehmste Phase, den Lauftrancezustand, der die Füße quasi alleine laufen lässt. Es macht Spaß, ich schaue aufs Meer und lasse die Gedanken schweifen.
Die Strecke geht die ersten 20km mehr oder weniger kerzengeradeaus, links das ein oder andere Haus, Wald, Berge, rechts menschenleerer Sandstrand und meterhohe Wellen.
Für einige Zeit verzichte ich bewusst auf den Blick auf die Uhr und bin sehr zufrieden die erste Hälfte relativ locker in 1:44 absolviert zu haben. Ein bisschen zwickts an so mancher Stelle, aber das ist ja auch in Ordnung. Die 3:30 sind auf jeden Fall möglich. Doch Hochmut kommt vor dem ... eh schon wissen ...

Kurz nach der Halbzeit kommt die erste kleinere Steigung und zum ersten Mal merke ich, dass ich doch nicht so gut drauf bin. Die unmittelbare Vorbereitung war auch alles andere als optimal. Die Sonne lässt sich mittlerweile blicken und ich frage mich ob eine Kappe nicht doch Sinn gemacht hätte. Aber wenn es in der Früh noch dunkel ist, vergisst man auf solche Kleinigkeiten schon mal ...

Es geht in einen nur schwach beleuchteten Tunnel. Das dämmrige Licht, der Tunnel, irgendwie verwirrend fürs Gleichgewicht. Warum pocht es im Kopf eigentlich gelegentlich? Naja, es kann nicht so wichtig sein.

Bis zu Kilometer 30 geht es dahin, sehr anstrengend und gefühlsmäßig langsamer als geplant. Vom Meer kommt eine angenehme Brise, die die Sonne zeitweise vergessen lässt. Den Blick auf die Uhr erspare ich mir, die Anstrengung Zeiten durchzurechnen, stecke ich lieber in die Beine.

Immer noch warte ich sehnsüchtig auf die erste Essensverpflegung. Das Sportgel, das ich einige Kilometer zuvor bekam, bleibt in der Hosentasche. Warum auch immer ...

Mittlerweile befinden wir uns auf einer schönen Straße, die sich der Küste entlangschlängelt. Irgendwo links lächelt die Christusstatue auf mich herunter. Ansonsten Wald. Auf der anderen Seite prassen 3-4 Meter hohe Wellen gegen planken Fels. Zuschauer gibt es bis auf einige Rettungsschwimmer und Strandbarbesitzer bislang kaum.

Kilometer 30 ist erreicht, es geht bergab und neue Motivation kommt auf. Ich biege in einige der bekanntesten Strände der Welt ein. Zuerst Leblon. Links hohe Gebäude, rechts die Strandpromenade. Schicke Menschen und jene die es noch werden wollen drängen sich mit Fahrrädern, Inlineskates und ihren Hunden den Strand entlang. Sogar der ein oder andere Applaus kommt von den an der Strecke stehenden Zuschauern. Mir huscht ein Lächeln ins Gesicht und ich laufe und laufe.

Leider merke ich wie meine Beine immer schwerer werden und auch der imaginäre Mann mit dem Hammer anzuklopfen droht. Die Geschwindigkeit nimmt merkbar ab und ich realisiere, dass der Versuch dagegen anzukämpfen nicht sinnvoll ist. Am Straßenrand stehen einige Deutsche, die mir dank meines patriotischen Outfits freudig "Österreich" zurufen und mich (und zwar nur mich) anfeuern. Ich bin dankbar. Wieder so ein Moment, wo kurzfristig Kräfte zurückkommen.

Ipanema ist erreicht, angeblich Rios schönster Strand. Die Leute genießen die Sonne, den Strand, das Meer. Warum auch nicht, ich verbringe mein Wochenende halt gerne ein bisschen anders.

Bei Kilometer 34 ist der vorläufige Tiefpunkt erreicht. Ich habe das Gefühl ich gehe, was nur dadurch nicht ganz so schlimm ist, da auch um mich herum die Läufer nicht mehr fit wirken. Doch dann naht der wirkliche Tiefpunkt. Er kommt nach rund drei Stunden, in der Form von zwei Deutschen, die mich locker plaudernd überholen. Gerne hätte ich eine sportliche Antwort darauf gegeben, aber leider ist das nicht mehr drin. Die Beine geben nichts mehr her. Aber es muss weitergehen ...

3:30 habe ich offiziell aufgegeben, aber 3:40 will ich doch irgendwie ins Ziel retten, schließlich habe ich nicht mal mehr zehn Kilometer vor mir, also quasi nichts. Zwischendurch rechne ich die fehlenden Kilometer herunter und freue mich, da ich mir einbilde ein Marathon dauere nur 41 Kilometer. Fünf Minuten später holt mich die Erinnerung wieder ein. Es ist doch einer mehr. Ein weiterer Demotivationsmoment.

Es folgen die klassischen und ebenso unnötigen 35km-Fragen à la „Warum tu ich mir das eigentlich an?“. Aber diese Sinnfragen braucht wirklich keiner.

Immer noch hoffe ich auf Nahrung, Bananen würden (bilde ich mir zumindest ein) jetzt Wunder wirken. Leider ist davon weit und breit nichts zu sehen. Aber immerhin ist damit schon der Grund für den Einbruch ausgemacht.

In der Ferne erscheint der Zuckerhut. Copacabana. Nett ist es hier. Definitiv eine schöne Aussicht.

Kilometer 40. Endlich. Zwei nette Leute, definitiv nicht von offizieller Seite, schenken Cola aus. Ich bedanke mich wie immer artig, denn selten war ich so glücklich über einen Becher dieses braunen Zaubergetränks.

Einige Leute ziehen an mir vorbei um dann wieder einige Meter zu gehen, um mich dann wieder aufs neue zu überholen. Niemals stehenbleiben ist doch eine altbekannte Marathonweisheit. Auch einigere fittere Läufer, die sich wohl bislang ausgeruht haben, sind noch unterwegs.

Kilometer 41. Mit dem ein oder anderen kann ich doch noch mithalten. Es ist Zeit zum Schluss"sprint" anzusetzen. Das Cola wirkt.

Botafogo wird durchquert und ich kann das Ziel in Flamengo schon erahnen. Ein Blick auf die Uhr verrät Gutes. Zuschauer säumen die Strecke. Vom Alpe d'Huez-Feeling in Wien natürlich meilenweit entfernt, aber immerhin.

Das Ziel rückt näher. Jetzt gibt’s nur noch Augen zu und durch.
Die offizielle Zieluhr ist in Sichtweite, zwei Dreier sind zu sehen, es kann nichts mehr schiefgehen!

Erschöpft, aber im gleichen Maß erleichtert, überquere ich die Ziellinie. 3:38:16. Zehn Minuten „Verspätung“ auf der zweiten Hälfte, aber gut, wen interessiert das schon?

Die Beine melden sich: weitergehen, nur nicht stehenbleiben und schon gar nicht hinsetzen ist die Devise. Alles ess- und trinkbare einsammeln. Ich denke, ich bin stehend k.o., doch wenn ich im Zielraum um mich blicke, kommt mir mein Zustand nur halb so schlimm vor. Da liegt einer neben dem anderen und kann sich kaum rühren. Manche erklären mir ihre Wehwehchen, von denen ich natürlich kaum ein Wort verstehe. Andere sind selbst zum Reden nicht im Stande. Nach kurzer Verschnaufphase treffe ich die zwei Schweden wieder. Nach kurzem Plausch und gegenseitigen Gratulationen gehts weiter. Ein lustiger Brasilianer spricht mich an und erzählt mir, dass Österreich vor kurzem ein wichtiges Spiel gegen Deutschland gewonnen hat. 1978? Ja genau! Naja, ein gemeinsames Foto und auch diese Konversation hat ein Ende. Im Bewusstsein mich nirgends niederzulassen, gehts langsamen Schrittes ins Hostel zurück. Selten war die Vorfreude auf eine Hosteldusche so groß …

Fazit: ein einmaliges Erlebnis, sehr schöner Marathon, landschaftlich grandios, aber auch sehr eintönig, leider mangelhafte Organisation, wenige Zuschauer und in keinster Weise mit Wien zu vergleichen. In der eigenen Stadt zu laufen hat doch seinen eigenen Reiz. Die Organisation, die Strecke und nicht zuletzt die Zuschauer in Wien sind einfach optimal. Das persönliche Zeitziel wurde nicht erreicht, daher freue ich mich schon auf den 18. April 2010 … Denn nach dem Marathon ist vor dem Marathon! Naja, wir werden sehen ...

Dazupassend gehen die Glückwünsche heute raus nach Klagenfurt. Ein Marathon ist sicher eine tolle Sache, aber die Leistungen, die dort erbracht werden sind einfach jenseits von gut und böse. Also allerhöchsten Respekt, viel Erfolg und sicheres Ankommen Herr Nachbar.

Alljene die es bis hierher geschafft haben, dürfen auch erfahren wie ich nach 40km Laufen aussehe … (die schlechte Qualität spiegelt meine Wahrnehmung zu diesem Zeitpunkt wider ...)


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